Amerdinger Glocken

 

500 Jahre Klang-Geschichte

Einer der bedeutendsten Glockengießer an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit in Süd- und Südwestdeutschland war der zwischen 1474 und 1517 in Heilbronn tätige Bernhart Lachaman der Ältere. Von ihm haben sich trotz der großen Glockenverluste der vergangenen 500 Jahre noch annähernd 130 erhalten, darunter auch die Amerdinger Glocke aus dem Jahre 1509.

Der Ort gehörte damals zum Oberamt Hochhaus der Grafschaft Oettingen und um 1500 befand sich dort ein Rittergut mit limitierter Hochgerichtsbarkeit. Für welche Kirche die Glocke damals gegossen wurde und wer der Stifter beziehungsweise der Auftraggeber war, lässt sich nicht mehr nachzeichnen.

Großer Kundenkreis

Mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche St. Vitus, in deren Turm sich die 500-jährige Glocke befindet, wurde erst um 1755 begonnen. Lachaman der Ältere hatte einen sehr großen Kundenkreis und Amerdingen war der äußerste südöstliche Punkt im Verbreitungsgebiet seiner Glocken.

Der Betrieb hatte für die damaligen Verhältnisse ungewöhnliche Ausmaße. Die Belieferung mit Rohstoffen oblag Augsburger Händlern, die wiederum von Jakob Fugger (II) dem Reichen (1459 bis 1525) abhängig waren. Dieser hatte die Kupfer- und Silberbergwerke in Tirol und Ungarn an sich gezogen und beherrschte damit den Markt. Bei den damaligen Abbaumethoden und Straßenverhältnissen war es nicht einfach, eine entsprechende Logistik aufrecht zu erhalten, die dem Gießer eine gleichbleibende Zufuhr sicherte. Angesichts dieser Massenproduktion war es gar nicht möglich, alle Glocken mit Stifternamen oder auch dem des Auftraggebers zu signieren. So bleibt es ein Geheimnis, wer die Amerdinger Glocke gießen ließ.

 Glockenstuhl

 Jakobsglocke

Amerdinger Glocke. Die kleinste im vierstimmigen Amerdinger Geläute ist eine Glocke von Bernhard Lachamann, dem bedeutenden Gießer seiner Zeit. Sie wurde vor 500 Jahren in Heilbronn gegossen.

Markenzeichen und Gütesiegel

Der Name des Gießers musste unbedingt erscheinen, denn die einfache Inschrift am oberen Rand „+ hilf . maria . bernhart . lachaman . goß . mich 1509“ war ja Markenzeichen und Gütesiegel zugleich.

Der Amerdinger Guss misst 45,5 Zentimeter in der Höhe und 58 Zentimeter im Durchmesser. Das Gewicht, errechnet durch die sogenannte Regressionsanalyse, beträgt 110,7 Kilogramm. Nach Überprüfung durch ein Fachgremium stand fest, dass der lange Zeit in Gebrauch befindliche Klöppel zu schwer war. Dadurch und entsprechend dem Alter der Glocke sind die Anschlag-stellen sehr stark abgenutzt. Zwar wurde der Klöppel im vorigen Jahr durch einen leichteren ersetzt, der im Normalfall vier Prozent des Glockengewichtes haben sollte. Es empfiehlt es sich jedoch, den Klangkörper reparieren zu lassen. Immerhin stellt er ein unersetzliches Kulturgut dar und blieb von den Ablieferungen der beiden Weltkriege verschont, was nicht immer ganz selbstverständlich war.

Die noch ältere Donauwörther Marienglocke (zwischen 1355 und 1390 gegossen) beispielsweise wurde im Zweiten Weltkrieg abgeliefert, kam aber glücklicherweise unversehrt wieder zurück.

Von Kuhn-Wolfart in Lauingen 1951 hergestellt, ergeben die drei größeren Schwestern zusammen mit der Jubiläumsglocke schon über 550 Jahre Amerdinger Glockengeschichte.

Quelle: www.rieser-nachrichten.de vom 24.08.2009

Daten von Amerdinger Glocken

Nach der Beschlagnahme der Glocken der Pfarrkirche St. Vitus im 2. Weltkrieg ist ja nur die Lachaman-Glocke übrig geblieben. Von den ab­gelieferten Klangkörpern sind nicht alle verhüttet worden. Die aus dem Jahre 1719 stammende Glocke fiel dem Fliegerangriff der Alliierten auf das Hamburger Glockenlager in den letzten Märztagen des Jahres

1945 zum Opfer. Nach Steichele-Schröder (Bistumshistoriker) IV S. 596 und dem Buch Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Nördlingen S. 37 trug sie folgende Inschrift: Haec campana tibi ter beatae trinitati sit tessera devotionis stavffenbergianae I gossen mich nicolavs vnd ale­xander arnoldt in dinkelspihl anno 1719. Weiterer Schmuck waren die Abbildungen eines Kreuzes, eines Engelskopfes, der Muttergottes und der Heiligsten Dreifaltigkeit. Die Übersetzung lautet: Diese Glocke sei Dir, dreimal heilige Dreifaltigkeit gewidmet, einem Gelöbnis derer von Stauffenberg zufolge gossen mich auftragsgemäß Nicolaus und Alexan­der Arnoldt in Dinkelsbühl im Jahre 1719 (Im Lateinischen ist die Wort­stellung oft anders wie im Deutschen, da ist es nicht ganz einfach, ei­nen Mischtext aus Latein und Deutsch sachgemäß zu formulieren).

Die ältere Glocke der Sankt-Anna-Kapelle wurde 1696 von Johann Bal­thaser Heroldt in Nürnberg gegossen. Die Aufschrift lautet: GOSS MICH IOHANN BAL THASER HEROLDT IN NRNBERG (Nürnberg) ANNO 1696. Abgebildet ist die Muttergottes im Strahlenkranz und das Allianz­wappen der Schenken von Stauffenberg. Darüber ein Inschriftenband mit den Buchstaben M: G: S: V: S: (Auflösung: M nicht zu entziffern, Gottfried Schenk von Stauffenberg). Darunter die Buchstaben M: I: S: V:

S: (Auflösung: Maria Jakobe Schenkin von Stauffenberg). Maria Jakobe war eine geborene Schenkin von Castell. Sie starb am 5. Dezember 1697 im Alter von 53 Jahren. Die Kapelle ließ das Ehepaar von Stauf­fenberg 1695/96 erbauen. (Glockenatlas Bayer. Schwaben, S. 432)

Quelle: Aus dem Glockenarchiv von Hans Brenner aus Donauwörth, 18.08.2009

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