Geschichte Amerdingen

 Wappen Amerdingen

Amerdingen liegt in der Südwestecke des ehemaligen Landkreises Nördlingen - heute Donau-Ries -; unmittelbar im Westen verläuft die baden-württembergische Landesgrenze und im Süden tangiert es die Grenze des Landkreises Dillingen a.D.

Mitten im Ort neben der Kirche steht das Schloss des Grafen von Stauffenberg, eine Zierde des Dorfes mit einem daran anschließenden Schlosspark.

Amerdingen hat 3 Kirchen: St. Vitus (Veit) in der Mitte des Dorfes als Pfarrkirche, St. Jakob in Sternbach mit einem alten Begräbnisplatz und St. Anna mit der gräflichen Gruft beim Friedhof am Südausgang des Dorfes.

Schon seit vielen Jahrhunderten heißt das Dorf Amerdingen. Die älteste urkundliche Fassung lautet Ahmerdingen, 1270 Ahmerdingen , 1280 Ahmardingen, später auch Achmerdingen.

Etwa um das Jahr 550 v. Chr. nahm der kriegerische Volksstamm der Kelten Besitz vom Ries und seiner Umgebung, wohl nicht ohne blutige Auseinandersetzung mit der ansässigen Hallstattbevölkerung. Die Kelten sind aus dem Südwesten und Norden in unsere Gegenden eingezogen.

Amerdingen Ortsansicht 01

Römerzeit (ca 90 - 260 n. Chr.):  In den 90iger Jahren n. Chr. betraten die Römer erstmals unsere Gegend, die von da an auf etwa 150 Jahre zur römischen Provinz Rätia gehörte. (Von Rätia stammt wohl der Name „Ries“.Der Name Ries umfasste in früheren Jahrhunderten einen größeren Landschaftsteil wie heute. Öfters heißt es „Augsburg im Rieß“). Unter Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) kam dann das ganze Ries unter römische Herrschaft und die Grenze verlief um den Ipf, Hesselberg und Hahnenkamm.

Durch Ammianus Marcellinus, einem römischen Schriftsteller des 4. Jahrhunderts, wissen wir, daß die Alamannen unter Alexander Severus, als dieser Kaiser im Jahre 232 einen Teil der rätischen Truppen in den Feldzug gegen Persien mitnahm, im Jahre 233 den Limes durchbrachen und raubend und plündernd bis nach Kempten vorstießen. Es gelang zwar, sie wieder über die Donau zurück zu werfen, aber der rätische Limes scheint endgültig aufgegeben worden zu sein. Wir finden nämlich in römischen Niederlassungen nördlich der Donau nichts, das mit Sicherheit über das Jahr 233 hinausreicht. Man nimmt also dieses Jahr als Befreiungsjahr vom römischen Joche an. Wenn die Römer auch noch öfter über die Donau vor stießen, zu einer dauernden Festsetzung scheint es nicht mehr gekommen zu sein.

Alamannisch - Fränkische (Merovingische) Zeit (5. - 7. Jahrh. n. Chr.): Das Vorwärtsdrängen der Germanen wurde jedoch immer ungestümer und unter Kaiser Galienus (260-268) ging i. J. 260 ganz Rätien, wenn auch nur vorübergehend, den Römern verloren, und nach diesem Jahre ist der Limes ganz sicher nicht mehr aufgerichtet worden. Die Alamannen breiteten sich daher allmählich über Württemberg und Baden aus, In späterer Zeit wurden die Alamannen dann Suebi (Schwaben) genannt.

Im Jahre 536 traten die Goten ganz Alamannien an die Franken ab. Von da ab gehörten die Alamannen, wenn auch unter ihren eigenen Herzogen, zum Großen Merovingerreich.

Die Merovinger sicherten sich die ihnen zugefallenen Gebiete zur besseren Überwachung dadurch, daß sie freie Franken unter den ihnen dienstbar gemachten Völkern ansiedelten und in dieser Zeit schoben sich die „heim“Orte zwischen die „ingen“ Orte. In diese Zeit ist auch die Gründung Amerdingens zu setzen. Der erste Beweis hiefür ist die Zugehörigkeit zu den „ingen“Orten.

Amerdingen im Mittelalter: Aus der Tatsache, daß in den Alamannengräbern Grabbeigaben gefunden wurden, läßt sich folgern, daß in der Zeit ihrer Anlage das Christentum noch nicht in unserer Gegend verbreitet war. In der Zeit der Christianisierung wurde nämlich die Beigabe von Waffen, Speise usw. verboten, was freilich nicht ausschließt, daß solches nach altem Brauch wider die Verordnung doch geschah. Genauere Angaben über den Zeitpunkt der Ausbreitung des Christentums in unserer Gegend fehlen noch.  Urkundlich erwähnt ist Amerdingen zum erstenmale in einer Urkunde des Klosters Zimmern, jetzt in Wallerstein, datiert vom Dezember 1270.

Postkarte gezeichnet von Lehrer JungbauerPostkarte gezeichnet von Lehrer JungbauerAmerdingen lag an der Grenze Pfalz - Neuburg und der Herrschaft Öttingen, darum hatten auch beide Gebiete ehemals Anteile an den hohen und landesherrlichen Rechten über Amerdingen. Die Vogtrechte des Herzogs von Bayern zu Amerdingen, wahrscheinlich herrührend aus den Staufischen Besitzungen Konradins, gedenkt das bayrische Salbuch von ca. 1280.

1333 soll Amerdingen in den Besitz der Familie von Scheppach gekommen sein; Ulrich Scheppach 1344 Kirchherr zu Ahmerdingen, Heinrich von Scheppach stiftet 1359 ein großes Seelgerät.

Der letzte Scheppach, Veit von Scheppach, starb 1564. Sein Grabmal befindet sich wohl in der Kirche, rechtes Seitenschiff. Seine Witwe heiratete Hans Schenk von Stauffenberg, Pfalz- Neuburgischen Rat und brachte diesem die von ihrem ersten Mann hinterlassenen allodialen Besitzungen ein, (allodiale Besitzungen = im Familienbesitz befindliche) mit 67 Untertanen samt einem großen Feldbau und Waldungen und Rechten. Die Pfalz- Neuburgischen Lehen kaufte er am 1. Mai 1574 von K. Grübel zur Stockmühle, Pfalz- Neuburgischer Kämmerer mit Erlaubnis des Pfalzgrafen Philipp Ludwig als Erblehen. Das Öttingische Lehen erhielt er am 15. Mai 1566 vom Grafen zu Öttingen mit dem freien Edelmannssitze dem ganzen Zehnten u.s.w. belehnt.Seitdem ist das Geschlecht der Stauffenberg's in Schloss Amerdingen wohnhaft.

Amerdingen im Dreißigjährigen Krieg: Der große Krieg dauerte schon mehr als ein Jahrzehnt, als unsere Gegend noch immer vom Greuel des Krieges verschont war. Spielten sich doch die großen Kämpfe vor allem in Böhmen und Niederdeutschland ab. Nur selten mag Nachricht in das weltabgeschiedene Dörflein gekommen sein und nur wenige mögen noch darauf acht gegeben haben.

Das änderte sich, als der Schwedenkönig Gustav Adolf, der „Löwe aus Mitternacht“, in Norddeutschland Sieg auf Sieg erfocht und im Frühling 1632 über Kitzingen, Nürnberg und Donauwörth nach Süden vorstieß. Damals mögen die ersten, ernstlichen Nöte über unser Dörflein hereingebrochen sein, wenn auch noch unbedeutend gegen das was noch kommen sollte. Lag es doch von der Marschrichtung und dem Schlachtort Rain a. L. einen Tagesmarsch ab, ging der Vormarsch der Schweden schnell vor sich und durch noch unberührte Gegenden.

Postkarte 1903Postkarte von 1903Das schlimmste Jahr aber, besonders für Amerdingen war das Jahr 1634. Im August dieses Jahres rückte die kaiserliche Armee unter dem neuen Führer König Ferdinand von Ungarn, dem Nachfolger Wallensteins und Sohn Kaiser Ferdinands I. von Regensburg nach Donauwörth, nahm nach dreitägiger Belagerung diese Stadt am 1.August und rückte sofort nach Nördlingen weiter um auch diese Stadt zu unterwerfen. Die Schweden rückten von Augsburg nach Günzburg und durch das Brenztal nach Gingen, Aalen und Bopfingen, an den letzten drei Orten die Vorpostenreiterei der Kaiserlichen schlagend. Sie nahmen dann auf dem Breitwang bei Bopfingen Feldlagerstellung, während die Kaiserlichen seit 9. August die Stadt Nördlingen beschossen. Vom Breitwang aus dürften die Schweden auch Amerdingen heimgesucht haben, eine Heimsuchung, die nicht mehr und nicht weniger bedeutete als die Zerstörung des Dorfes, wenn es richtig, was Prof. Mußgnug sagt, nämlich daß Amerdingen „im Jahre 1634 von den Scharen des Herzogs Bernhard von Weimar in Brand gesteckt wurde.“ (die Rieser Siedlungen).

Zwischen 1648 und 1800: 1701-1707 litt Amerdingen schwer während des spanischen Erbfolgekrieges.Vor der Schlacht am Schellenberge bei Donauwörth, 2. Juli 1704, zogen zahlreiche Truppen, österreichische und englische durch Amerdingen und verwüsteten alles; besonders stark plünderten die Engländer.

Von Donauwörth ließ Prinz Eugen einen Teil seiner Truppen durch das Kesseltal gegen Amerdingen marschieren und von da auf dem Rennweg über Unterliezheim nach Schwennenbach, wo sie der französisch-bayrischen Armee in die Flanke fielen und bei Blindheim 1704 am 13. August einen glänzenden Sieg erfochten. (nach der Pfarrchronik)

Neben den Jahren 1525 und 1634 muß das Jahr 1796 eines der schlimmsten für Amerdingen gewesen, es brachte Viehpest, Hagelschlag, Truppendurchzüge und als schlimmstes Schlachtenlärm in das sonst so abgeschiedene Dörflein im oberen Kesseltal.

Die Nachrichten von der französischen Revolution mögen spät und spärlich auch nach Amerdingen gedrungen sein, doch die neue französische Regierung schickte 1796 drei Heere aus, um durch rasche Vorstöße einen günstigen Frieden zu erzwingen. Jourdan drang über den Mittelrhein durch Franken bis zur Oberpfalz, Moreau über den Oberrhein durch Schwaben bis Bayern vor, während das dritte von der Provence aus in Oberitalien einfiel. Gegen die beiden ersten Armeen schickte Österreich den fähigsten Feldherrn, den es im ganzen Zeitalter der Revolution fand, einen Bruder des Kaisers Franz II., den Erzherzog Karl. Er nahm vom 7.-11. August in Bollstadt sein Hauptquartier. Seine Truppen mussten vor Moreau zurückweichen, am 22. und 24. August aber schlägt er Jourdan bei Teining und Amberg und am 3. September 1796 bei Würzburg.

Amerdingen Ortsansicht 01Von 1800 bis heute 1926: 1806 erhielt Bayern die Souveränität über die Herrschaft Amerdingen in Folge Abschluß des rheinischen Bundes. Pfalz - Neuburg war schon 1777 an Bayern gefallen, sodaß nunmehr Amerdingen sicher ganz unter der Krone Bayern stand. 1806 fielen 13 Herrschaften durch die rheinische Conföderationsakte an Bayern: Öttingen, Thurn und Taxis, Fugger, Castell u. a.

Amerdingen gehörte zum Oberdonaukreis. 1810 kam infolge des Pariser Staatsvertrages das Landkapitel Neresheim bis auf einige Pfarreien an Württemberg. Amerdingen wurde darum von Neresheim abgetrennt und Höchstädt zugeteilt. Durch Einführung der Kostitution von 1808 wurde in Bayern das Gerichtswesen organisiert. Die Patrimonialgerichte der Gutsherrn wurde die Strafrechtspflege genommen und ihr Wirkungskreis wurde auf die Polizei und die freiwillige Gerichtsbarkeit beschränkt.

1826 wurde in Amerdingen die Obervogtei - seit Jahrhunderten bestehend - aufgehoben. Der letzte Obervogt Frickinger wurde wegen Waldfrevel entlassen und es wurde ein Patrimonialgericht errichtet, welches von 1820 - 1848 bestand unter
4 Patrimonialrichtern.

Erst das Jahr 1848 brachte den Amerdingern die Freiheit und die Erfüllung der Forderungen, für die sie 1525 ihr Leben und ihre Habe einsetzten. Es wurde der Zehnte abgeschafft. Was das bedeutet, kann man heute kaum ermessen.

Im Kriege 1866 nahmen Amerdinger teil, nach der Pfarrchronik 16 Soldaten, der „Erinnerungsschrift“ nach nur 7.

1868 wurden auch in Amerdingen Feldgeschworene eingesetzt. Sie heißen im Volksmund „Untergänger.“

1870 nahmen von Amerdingen 37 Soldaten am Kriege gegen Frankreich teil. 4 von ihnen kehren nicht mehr zurück. Der Feste, die nach Friedensschluß gefeiert wurden, sind nicht mehr zu zählen.Plan 1560Ortsplan von 1560

1874 wurde der Krieger und Veteranenverein gegründet und 1875 die Kriegervereinsfahne geweiht.

1876 wurde die Freiwillige Feuerwehr Amerdingen gegründet.

1900/1901 wurde das Schulsaalgebäude erbaut und dahier eine zweite Lehrstelle verrichtet.

1903 lösten die meisten Anwesensbesitzer den auf ihren Grundstücken lastenden Bodenzins um den 14 fachen Betrag ab.

1906 Anlage des Grundbuches.

1922 wurde das elektrische Licht eingerichtet. Selbstverständlich sind nicht alle Amerdinger damit einverstanden. Ein besonders Schlauer meint über Jene, die sich mit der neuen Sache einlassen wollen: Ihr werdet schon sehen, was ihr für rauchige Stuben bekommt! Ein zweiter, wie es schon brennt: Das brennt doch viel zu hell!

1925 werden große Drainagen durchgeführt beim Bergfeld, nördlich des Dorfes, 1926 westlich beim Baumgrieser und Seelbronnerfeld.

1926 wird ein eigenes Buch angelegt für „Ortsgeschichtliche Aufzeichnungen“.Es soll darin aufgezeichnet werden, was für die Nachfahren wissenswert ist.

1955 leitete der Baubeginn für die Wasserversorgungsanlage die erste bedeutende Maßnahme nach dem Kriege für das Dorf ein. Die Fertigstellung im Juli 1957 wurde mit einem Wasserfest gebührend gefeiert. Nun gab es das erste Mal fließendes Wasser in jedem Haushalt.

Zur gleichen Zeit wurde eine Straßenbeleuchtung mit Neonlampen erstellt. Kurze Zeit später, im Sommer 1958, erhielt ein Großteil der Dorfstraßen einen staubfreien Teerbelag.

Eine für die Landwirte sehr einschneidende Veränderung brachte die Flurbereinigung, die von 1959 bis 1964 durchgeführt wurde. Mit der Errichtung einer Abwasseranlage Ende der 60-er Jahre wurde der erste große Bauabschnitt abgeschlossen.

Schloss AmerdingenSchloss AmerdingenDie Kreisgebietsreform von 1972 brachte nicht die von Amerdingen gewünschte Zuordnung der untereinander z.T. sehr eng verbundenen Gemeinden des Oberen Kesseltales zu einem einzigen Landkreis. Die weiterhin bestehende Zersplitterung wirkte sich u.a. bei der Bildung des Schulsprengels aus.

Bei der Gemeindereform von 1978 kam es nur zur »kleinen Lösung«: Durch Eingemeindung Bollstadts wurde eine von beiden Seiten unerwünschte »Ehe« eingegangen, aber immerhin konnte durch den Beitritt zu der Verwaltungsgemeinschaft Ries die Selbständigkeit erhalten werden.

Die Gemeinde Amerdingen hat nun im Augenblick 850 Einwohner, wovon 529 im Ort Amerdingen leben. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg war die Einwohnerzahl Amerdingens für einige Jahre durch die Zuwanderung vieler Heimatvertriebener sprunghaft auf ca. 900 angestiegen. Amerdingen war zwar schon früher nicht so sehr wie die umliegenden Orte von der Landwirtschaft geprägt. Heute sind es aber gerade noch vier Landwirte, die ihre Höfe als Vollerwerbsbetriebe führen. Insgesamt existieren noch 25 landwirtschaftliche Anwesen gegenüber 58, die es im Jahre 1965 noch gab. Viele Bauern verdienen sich ihren hauptsächlichen Lebensunterhalt als Arbeitnehmer, jedoch überwiegend außerhalb der Gemeinde, obwohl auch die ansässigen Gewerbebetriebe (Hochbau, Tiefbau, Omnibusuntemehmen, Brauerei, Schreinerei usw.) Arbeitsmöglichkeiten zu bieten haben. In einigen Fällen ist es bereits gelungen, Gewerbeunternehmen von außen anzusiedeln (Zimmerei und Metallverarbeitung).

Mit dem diesjährigen Bau eines Kindergartens soll das kleine kulturelle Zentrum (Mehrzweckhalle, Schule, Freisportanlagen) vervollständigt werden. In der Turn- ­und Festhalle, die 1978 fertiggestellt worden war, fanden auch die Schützen ein neues Vereinsheim, die Kegelfreunde zwei vollautomatische Kegelbahnen und die »Volksbühne« eine Theaterbühne für ihr Hobby. Das neue Schulhaus für die Grundschule (Jahrgangsklassen 1-4) konnte Anfang 1982 bezogen werden. Die bestehenden Freizeitmöglichkeiten - Sportverein Amerdingen (Fußball, Gymnastik), Schießclub, Akkordeonclub, Schützenverein - werden in diesem Sommer um die Freisportanlagen an der Turnhalle (Fußballfeld, Leichtathletikanlage, Hartplatz auch tür Tennisbetrieb) erweitert .

Die in Amerdingen eingerichtete Poststelle, eine Arzt- und eine Zahnarztpraxis, sowie außer dem bestehenden bald noch ein zweites Geldinstitut tragen neben den schon erwähnten Gewerbe- und Handwerksbetrieben und den relativ zahlreichen Einzelhandelsgeschäften vier Gaststätten dazu bei, dass Amerdingen im Oberen Kesseltal eine nicht zu unterschätzende Stellung einnimmt.

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